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Unbegreifliches in Tönen
von Daniel Wrüske
Brumby ● Verrat, Neid, Lüge, aufgehetzte Masse, eine schreckliche Hinrichtung. Die Passionsgeschichten der Bibel, die Leiden und Sterben Jesu darstellen, beschreiben mit dem Tod eines Unschuldigen einen unwirklichen Zustand, der in seiner sich aufbauschenden Eigendynamik heute doch wieder ganz aktuell scheint. Das Geschehen in Worte zu fassen, sei schwer, sagt Pfarrer i.R. Gottfried Eggebrecht in seiner Begrüßung zum Passionskonzert in der Brumbyer Petrikirche. Das Vokalensemble Con Gusto aus Halle hat den Weg der Musik gewählt, um das Kreuz Jesu und seine Heilsgeschichte zu besingen. Komponisten aller Epochen haben sich mit der Passion auseinander gesetzt. Con Gusto unternahm in seinem Konzert gleichsam eine Reise durch die Musikgeschichte. Die Zuhörer bekamen dabei schnell mit, dass jede Epoche ihren eigenen Zugang zu den Geschichten findet und dabei ganz unterschiedliche Töne trifft. Das Ensemble wählte für den Anfang den Gregorianischen Choral, quasie „Urmusik“ der Kirche, sowie Stücke von Josquin des Préz. Der frankoflämische Komponist des ausgehenden 15. Jahrhunderts gilt als Wegbereiter der mehrstimmigen Musik. Seine Motetten bestechen in ihrer archaisch anmutenden Architektur und überraschen doch durch so manche harmonische Wendung. Besser hätte der Auftakt nicht gelingen können. Schnell war die Passionsmusik in der Brumbyer Autobahnkirche mehr als ein Konzert, wurde zur musikalischen Andacht am Gründonnerstag.
400 Jahre nach Josquin findet Josef Gabriel Rheinberger einen ganz anderen Klang. Der Katholik hat mehrfach das Messordinarium vertont, die Ordnung des katholischen Gottesdienstes. Die Mitglieder von con gusto sangen aus der Missa puorum mit Orgelbegleitung. Die Musik ist satt und harmonisch reich. Eindrucksvoll gelingt das Credo, das Glaubensbekenntnis, mit seinen um sich selbst kreisenden Motiven. Hier sagt jemand gefestigt: Ich glaube! In der Passionsmusik erklangen weiterhin Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. „Gott so loved the World“ von John Stainer (1840-1901) bildete den moderneren Abschluss. Zwischen den gesungenen Stücken spielte Christian Wiebeck Orgelwerke von Johann Pachelbel und Johann Sebastian Bach. In der Ciacona des ersten Komponisten kam wunderbar die barocke Klangsprache zur Geltung: Herabsteigende Tonintervalle, Chromatik, „Seufzermotive“ stehen für Trauer. „Ich ruf zu dir Herr Jesus Christ“ von Bach ist ein inniges Beten um Erbarmen. Die romantische Orgel in Brumby ist nicht das Idealinstrument für diese Barockmusik, doch Christian Wiebeck findet warme Farben und eine transparente Spielweise, um die Musik lebendig zu gestalten.
Nach einer Stunde sind die Zuhörer in der Autobahnkirche bewegt und gerührt von reicher Musik und Texten. Was Worte vielleicht nicht vermögen, vermögen Töne. Gottfried Eggebrecht nennt das „nonverbale Kommunikation“. Eine Meditation für alle, die dann am Karfreitag die Leidensgeschichte Jesu hören und Ostern feiern können in der hoffnungsvollen Gewissheit, dass beides zum Leben gehört, Leid wie Freude.
Musik erklingt zur Sterbestunde Jesu
von Sebastian Siebert
Zerbst ● Das Vokalensemble "Con Gusto" sang am Karfreitag in der Bartholomäikirche in Zerbst "Musik zur Sterbestunde Jesu". Der Kirchenraum war bis auf den letzten Platz besetzt als gegen 15 Uhr - die Uhrzeit zu der Jesus am Kreuz verstorben ist - das Konzert begann. Die Künstler hatten Werke von de Prèz, Schütz, Bach und Kaminski ausgewählt, mit denen sie eine andächtige, aber auch tröstende Atmosphäre schufen.
Auch als Quintett gelang es den Sängern mühelos, den Raum der Kirche klanglich zu füllen und die Harmonie zwischen den gut ausgebildeten Stimmen auch facettenreich zu gestalten. Die Musiker gastierten zum wiederholten Male in Zerbst und dürften mittlerweile über eine breite Anhängerschaft verfügen. Die Sänger bilden bereits seit 2010 das Ensemble. Ihr Streben sei es, ein möglichst hohes musikalisches Niveau zu erreichen, formuliert Leiter Christian Wiebeck auf der Homepage von "Con Gusto" (italienische für " mit Geschmack"). Dass sie zu den professionellen Gruppen gehören, haben sie am Freitag bewiesen. Kantor Tobias Eger begleitet das Konzert als Organist.
Chor-Konzert in der Katholischen Kirche Ilmenau
Ilmenau ● Als würdigen Abschluss zum diesjährigen Kirchweihtag gab es im katholischen Gotteshaus Sankt Josef ein Chor-Konzert und Orgelmusik aus Russland und der Ukraine. 1983 wurde die katholische Kirche in Ilmenau eingeweiht-eine junge Kirche, wie auch die dortige Gemeinde, die 1901 gegründet wurde. Pfarrer Stephan Rieche! und das Vokalensemble Con Gusto luden die gut 130 Gäste zum Genießen zu „Otce nas' (Titel des Festkonzertes) und Liedern von Dmitri Bortnjanski, zu Maxim Beretovskys Liturgie nach orthodoxer Tradition und Sergej Rachmaninows Mariengesang ein. Die sechs Sängerirmen und Sänger, darunter auch die llmenauerin Patrizia Reimann (Tonlage Alt), boten A-capella Musik con gusto - mit Geschmack. „Con gusto" füllt sein Repertoire aus Musik des späten Mittelalters bis hin zur Modeme, aber auch oratorische Werke gehören dazu. Bei ihrer Auswaltl an Werken wird neben bekannten Notenmaterial auch auf unbe• kannte oder selten gehörte Kompositionen zurückgegriffen. Das Fnsemble steht unter künstlerischer Leitung von Christian Wiebeck, der anlässlich des Kirchweihtag-Konzertes auch die Orgel der Josefskirche spielte. Ausdrucksvoll ließ er das Praludium in G-Dur von Constantin Homilius erklingen. Als zweites Stück auf der Orgel, mit dem stilistisch an Mendelsohn erinnernden „Gebet ohne Worte" von Wadimir Odojewski, zollte Wiebeck der wenig bekannten Orgelmusik Russlands Tribut. Pjotr Tschaikowskis Cherubinischer Gesang und „Otce nas" gingen dem Qrgelwerk voraus. Ihm folgten als Abschluss „Herr, höre mein Gebet" von Alexander Archangelsky sowie zwei Werke von Dmitri Bortnjanski. Die Begeisterung des Publikums beim Kirchweih-Abschlusskonzert spiegelte sich in Form anhaltenden Beifalles wider.
Bewegende Musik in St. Trinitatiskirche
Mit dem Konzert "Stabat mater dolorosa - Musik zur Sterbestunde Jesu" lud Pfarrer Thomas Meyer die Besucherinnen und Besucher der St. Trinitatiskirche Zerbst am Karfreitag-Nachmittag zu einer besonderen "musikalischen Andacht" ein.
von Helmut Rohm
Zerbst ● Die Glocken von St. Nicolai läuteten das Konzert ein. Es waren gut fünf Minuten Zeit für die innere Besinnung auf Karfreitag, das höchste Fest des christlichen Kirchenjahres, eingebettet in die Osterfeierlichkeiten. Die untrennbare Beziehung von Leben mit Sterben und Tod sei, so Pfarrer Meyer, "allgegenwärtig und zeitgemäß", bedeutsam sowohl für Christen wie auch Nichtchristen. Unter der Gesamtleitung von Christian Wiebeck stand das an diesem Nachmittag zu erlebende "Konzert zur Sterbestunde Jesu". In der St. Trinitatiskirche konzertierte die "Camerata Instrumentale" der Händelstadt Halle. Es sangen die Mitglieder des Vokalensembles "con gusto" sowie die Solisten Ira Jung (Sopran), Ines Schumacher (Alt), Friedrich Hübenthal (Tenor) und Robert Lehmann (Bass). Die musikalische Klammer dieses durchweg sehr emotional ansprechenden Konzertes bildeten die beiden Choräle "Herzliebster Jesu" und "O Haupt voll Blut und Wunden" aus der "Matthäus Passion" von Johann Sebastian Bach. Die elf Sängerinnen und Sänger des Vokalensembles erfüllten die Kirche mit klangreichem polyphon ausgewogenen Gesang, einfühlsam begleitet vom Orchester.
Den stimmungsvollen Auftakt bildete das kurze "Adagio in g-Moll", eines der populärsten Werke der "klassischen Musik", das auf kompositorischen Fragmenten von Tomaso Albinoni basiert. Sehr beeindruckend agierten Sally Schröder, Solovioline, und Tobias Eger an der Orgel.
Das Hauptwerk des Konzertes, das mittelalterliche Gedicht "Stabat mater dolorosa" in der Vertonung von Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736), erklang in der Besetzung mit den beiden Solistinnen Ira Jung (Sopran) und Ines Schumacher (Alt). In diesem mehrstrophigen Werk "Christi Mutter stand mit Schmerzen" werden Trauer und Schmerz sowie die Hoffnung auf Erlösung besungen. Die beiden Sängerinnen bestachen mit klarer Stimmführung, gefühlvoller Ausdrucksweise und bemerkenswerter Empfindungstiefe. Die hinter dem Orchester stehenden Sängerinnen hatten keine Probleme, sich mit der sie gut abgestimmt begleitenden "Camerata Instrumentale" durchaus "in Augenhöhe" zu präsentieren, so dass ein nachhaltiger Gesamteindruck entstand.
Vor dem abschließenden Bach-Choral wurde die Bach-Kantate über den Psalm 131 von Chor und Solisten interpretiert. Hervorragend spielte Lucia Thaut die Solo-oboe. Eindrucksvoll waren ebenso die begleitenden Umspielungen (cantus firmi) der Bassarie vom Sopran und der Tenorstimme vom Altgesang. Mit dem Verklingen des letzten Tones vom zweiten Bach-Choral setzte wiederum das Geläut von St. Nicolai ein.